SURREALE PFLAUMEN,
die Malerei und das Meer

Die Galerie im Hof zeigt das kontrastreiche Schaffen der Realisten Joachim Bereuter und Hans Brandt. Der eine widmet sich den Stillleben und einer Landschaft, der andere den Landschaften und mal einem Stillleben.

FLENSBURG Der eine widme sich vor allem den Stillleben und mal einer Landschaft, der andere in erster Linie den Landschaften und mal einem Stillleben. Damit hat Thomas Gädeke vom Schloss Gottorf schon grob eine Gegensätzlichkeit der Künstler umrissen, die beide dem Realismus zuzuordnen sind. „Pflaume trifft Boot“ ist der Titel der neuen Ausstellung in der Galerie Bilder im Hof in der Roten Straße; Joachim Bereuter und Hans Brandt sind die Protagonisten.
In seiner Rede zur Vernissage am Freitag skizziert Gädeke die Genese des Realismus, nennt die alle Realisten verbindende Natursinnigkeit und nicht zuletzt ihren Idealismus. Bereuter und Brandt bescheinigt er Könnerschaft: Während Brandt stark in der Atmosphäre sei und Bilder überraschend aufteile mit dem Auge des studierten Grafikers, charakterisiere Bereuter handwerklich lustvoll und sorgsam die Dinge bis in die Details. Gädeke erkennt einen „Surrealismus im Realismus“ und sagt: „Bereuter malt eine Wirklichkeit, die von einer klirrenden Härte ist.“
Und Humor beweist er dabei noch dazu. Nicht nur fällt bei Joachim Bereuter mal eine Pflaume aus dem Rahmen und lehnt sich Donald Duck auf den Rand der Obstschale, um gleich daraus zu naschen. Man muss zweimal hinsehen, ob das sein kann. Der 69-jährige Bereuter, der in Reinbek bei Hamburg geboren ist, hat auch eigens für die Flensburger Ausstellung ein Mini-Boot vom Flohmarkt für die Vitrine präpariert. Im Boot sitzt eine formschöne Pflaume aus Knetmasse, im Heck zwei winzige Männeken – das müssen Brandt und Bereuter sein. Beide haben einander erst in dieser Ausstellung getroffen.
Begegnungen haben seinen Weg als Künstler beeinflusst, erzählt Joachim Bereuter und berichtet von einer. Er habe mal Bilder ausgestellt aus beiden seiner Stilrichtungen. Ein Kenner habe auf die Stillleben gezeigt und zu ihm gesagt: „Wer das kann, muss das andere nicht machen.“
Hans Brandt wurde 1939 in Plön geboren und lebt seit 1945 in der Heimatstadt seiner Eltern, in Flensburg. Das Meer ist das zentrale Motiv seines Lebens, Segeln eine Leidenschaft. Die Dünen und Strände, die Schlepper und Schiffe, die er malt, wirken. Ob im Nebel oder Dunst oder Gegenlicht. Flensburger ebenso wie Meeresanbeter werden sich in Brandts Bildern wie zu Hause fühlen. Thomas Gädeke spricht von einem Glück, dass die Töchter die Agentur des Vaters übernommen haben, und Hans Brandt damit wieder völlig der Malerei zur Verfügung steht.
Gädeke verrät schließlich, dass „Pflaume trifft Boot“ die letzte Ausstellung des Galeristen Holger Schwiewager sein wird. Dieser gibt Entwarnung, ihm liegt der kulturelle Beitrag seines Hauses zum Leben in der Innenstadt am Herzen. Deshalb präzisiert er: „Die Galerie gibt es weiterhin. Die nächste Ausstellung ist im März.“ Antje Walther

„Pflaume trifft Boot“ mit Werken von Joachim Bereuter und Hans Brandt ist in der Galerie Bilder im Hof, Rote Straße 16, in Flensburg bis zum 21. November zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr, sonnabends bis 16 Uhr.

Ausstellung Pflaume trifft Boot, Hans Brandt, ©Staudt
Ruhe vor der Vernissage: Galerist Holger Schwiewager (2.v.r.) mit Hans Brandt (l.), Thomas Gädeke (2.v.l.) und Joachim Bereuter. Staudt
Foto: ©Staudt

Quelle: Flensburger Tageblatt . sh:z . Ausgabe vom 02. November 2015 . www.shz.de/...